Zur Lage in den Seniorenbeiräten
Das in die Überschrift gesetzte Motto ist ein Anspruch, den wir im gesellschaftlichen Miteinander, ob Jung oder Alt, umzusetzen haben. Das Pandemiegeschehen hat uns wie unter einem Brennglas viele Mängel vor Augen geführt. Man kann auch sagen, der Zug Digitalisierung zwingt uns nunmehr mit ICE-Geschwindigkeit neue Wege zu bestimmen und zu befahren. Dabei kommt es auf sinnvolle und effektive Weichenstellungen an. Möglichst viele sollen mitgenommen werden und auch eine gewisse Begeisterung der Fahrgäste wird gefordert. Und dies gilt natürlich auch für den Bereich der Seniorenarbeit.
Zwei Extreme begegneten mir in den vergangenen Monaten, in denen Corona versuchte, die Oberhand zu gewinnen. Auf der einen Seite Menschen, die egal aus welchen Gründen auch immer, den ersten Zug verpaßt hatten und oft sehr einsam waren. Auf der anderen Seite Menschen, die mir erzählten, wie sie dank neuer Medien mit Freunden und Familienmitgliedern zwar eingeschränkt aber doch weiter kommunizieren konnten. Das Smartphone oder WhatsApp und Skype wurden mindestens so wichtig wie die ansonsten geliebte Kaffeemaschine. „Ein Glück, dass uns Corona nicht vor 20 oder 30 Jahren heimgesucht hat, dann täten wir wieder wie zur Steinzeit Postkarten schreiben“. Dieser Spruch eines 80-Jährigen bleibt mir wohl für immer im Kopf hängen.
Unter der Überschrift DIGITAL FIT hat sich die Akademie 2. Lebenshälfte in den letzten Monaten mit einer Analyse der Situation in den 164 Brandenburger Seniorenbeiräten beschäftigt. 98 Beiräte äußerten sich zum Niveau der Digitalisierung ihrer Arbeit. Alles im Sinne der Ermittlung des digitalen Weiterbildungsbedarfs auf dieser Ebene. Im Ergebnis wurde eine riesengroße Spreizung zwischen den Seniorenbeiräten oder in den einzelnen Beiräten selbst sichtbar. Nur etwa 50% der befragten Beiräte gaben an, dass alle oder die Mehrheit der Mitglieder E-Mails für die Arbeit im Seniorenbeirat nutzen, Kommunikationsdienste, wie WhatsApp Gruppen gibt es in 35% der Seniorenbeiräte. Videokonferenzen werden nur von wenigen genutzt. Das Verfassen von Newslettern oder eine eigene Homepage sind wenig verbreitet.
Zwangsläufig stellt sich die Frage, wie man als kommunalpolitscher Interessenvertreter der älteren Bevölkerung ohne E-Mails oder Zugriff auf Bürgerinformationssysteme effektiv agieren kann. Über 60% der Seniorenbeiräte gaben an, dass sie von der Kommune keine Geräte für ihre Arbeit zur Verfügung gestellt bekommen. Dies ist natürlich zweischneidig. Die Frage könnte auch lauten, wieviel Seniorenbeiräte haben aktiv drum gebeten oder wieviele verzichten mangels vorhandenen Know-hows von vornherein darauf.
Ich möchte meine Gedanken und Fragen nicht als Kritik einzelner Seniorenbeiräte verstehen. Ich habe nämlich auch die Erfahrung gemacht, dass es digital nicht so gut aufgestellte Seniorenbeiräte sehr gut verstehen, Menschen über vielfältige Veranstaltungen in die Gemeinschaft zu integrieren, ihnen schöne Stunden zu bescheren oder eine vorbildliche Nachbarschaftshilfe zu entwickeln. Gerade letzteres kam in Coronazeiten ja auch zum Tragen. Und es gibt den Wunsch vieler älterer Menschen, dazuzulernen und sich mit der Digitalisierung auseinanderzusetzen, um selbständig und fit zu bleiben. Es fehlt oftmals nur an der Initialzündung oder der Überwindung des inneren Schweinehunds.
Es sind natürlich – um im obigen Vergleich mit dem ICE zu bleiben, einige Weichen zu stellen. Schulungsbedarfe sind herauszuarbeiten, erforderliche Hardwareausstattungen stehen im Raum oder die Einrichtung öffentlicher WLAN Hotspots für alle Altersgruppen ist voranzutreiben. Und dann kommt natürlich noch die Frage auf, auf welchen Wegen es uns gelingen soll, die große Gruppe Älterer ohne oder mit eingeschränkten digitalen Kenntnissen von der neuen Technik zu begeistern. Möglicherweise brauchen wir einen DigitalPakt Alter neben dem DigitalPakt Schule.
In allen Kommunen sollten älteren Menschen niedrigschwellige Angebote zur Erlangung digitaler Kompetenzen unterbreitet werden können. Fragen, die momentan auf allen Ebenen der Seniorenbeiräte im Fokus stehen. Mit unserem Landesseniorenbeauftragten, Norman Asmus, verfügen wir zum Glück seit Mitte letzten Jahres über einen versierten Manager in der Schaltzentrale.
Als Großbeerener Seniorenbeirat seien mir aber auch noch ein paar Sätze zur digitalen Aufstellung unseres Beirats gestattet – auch wenn es vielleicht etwas nach Eigenlob klingt. Mit der Berufung des Seniorenbeirats durch die Gemeindevertretung vor knapp fünf Jahren ergab sich der heute unschätzbare Vorteil, dass alle Mitglieder und Unterstützer ein vielfältiges digitales Know-how aus ihrem Berufsleben einbrachten. Der E-Mail Verkehr untereinander, mit der Verwaltung, den Kommunalpolitikern und Institutionen ist Normalität. Monatliche Sitzungen des Seniorenbeirats wurden in der Pandemiezeit als Videokonferenzen abgehalten und sogar Bürgerinnen und Bürger konnten sich bei Einhaltung des Datenschutzes dazu schalten. Die virtuelle Teilnahme unserer Beiräte an Konferenzen und Fachtagungen unserer Partner konnte gewährleistet werden. Mit unserer digitalen Arbeitsanlage konnten wir letztlich sehr flexibel und schnell auf Entwicklungen in der Coronazeit reagieren.
Gerne laden wir Sie zum Besuch unserer Homepage www.seniorenbeirat-grossbeeren.de ein, um mal einen Blick auf die Vielfalt unserer Arbeit zu werfen. Oder schauen Sie mal ins monatliche Gemeindejournal „Rund um den Turm“ Großbeeren. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich viele Ältere hier gern zum Gemeindeleben informieren. Als Seniorenbeirat ist es daher unser wichtigstes Sprachrohr zu den Bürgerinnen und Bürger.
Hardwareseitig – wie man heute so gern sagt – verfügen wir mit unserem gut ausgestatteten Büro im Seniorentreff über eine moderne, zeitgemäße Plattform für unsere Arbeit. Laptop, Telefon mit Anrufbeantworter, Fax, Drucker und ein geschützter WLAN Zugang ergänzt durch schicke Büromöbel sind für uns gern genutzte Selbstverständlichkeiten. Das dies nicht überall in den Kommunen so ist, wurde uns im Ergebnis der vorhin zitierten Analyse der Akademie 2. Lebenshälfte erst mal wieder so richtig bewusst. Übrigens verfügt der Seniorentreff auch über einen frei zugänglichen WLAN Hotspot aus der Brandenburg Förderung. Besucher können sich somit im Garten sitzend frei bei einer Tasse Kaffee im Internet bewegen.
Für die geschilderten guten materiellen Vorraussetzungen bedanken wir uns gerne bei Politik und Verwaltung. Sie sind überdurchschnittlich, das wissen wir, aber vielleicht auch unbedingt notwendig, um die gemeinsam abgesteckten Ziele des Seniorenbeirats erreichen zu können.
Bezüglich der weiteren Arbeitsanlage des Seniorenbeirats auf dem Gebiet der Digitalisierung haben wir uns dazu verständigt, einen neuen, dringend erforderlichen Schritt zu gehen. Wir möchten den Älteren unserer Gemeinde, die noch nicht so internetaffin sind, stärker Hilfestellungen bei der Anwendung der neuen Technik anbieten. Wir denken da nicht an grosse Schulungsprogramme unter der Überschrift „Wie bediene ich einen Laptop“. Nein, ausgewählte Themen in Kleinstgruppen oder eine individuelle Hilfestellung sind gefragt. Es sind doch bei vielen immer ganz bestimmte Fragen, die bei der Bedienung oder bei Mängeln in der Einstellung der Geräte Frust verursachen. Hier braucht man schnell Hilfe oder einen Tipp. Und manches lässt sich bei einem Kaffee im Seniorentreff schnell und angenehm lösen. Repair Cafés sind dem einen oder anderen sicher ein Begriff. Vielleicht gehen wir in diese Richtung.
Nutzen wir unsere guten Möglichkeiten für Sie. Über Einzelheiten informieren wir Sie gesondert.
Herzlichst,
Lutz-Peter Anton
Stellv. Vorsitzender des Kreisseniorenbeirats TF und
des Seniorenbeirats Großbeeren