Sinnvoll versichert

Welche Policen Senioren wirklich brauchen – Angebotsvergleich lohnt sich

Von Beate Kaufmann

Berlin. Was brauche ich wirklich? Diese Frage sollte sich jeder ab und zu stellen. Mitunter kann man damit sogar sparen – etwa wenn man sich von der einen oder anderen überflüssigen Versicherung trennt.

Senioren zum Beispiel brauchen manchen Schutz nicht mehr, die Berufsunfähigkeitsversicherung zum Beispiel. Andere Policen können wichtiger werden. Ein Überblick:

■ Privathaftpflichtversicherung: Wer anderen einen Schaden zufügt, muss dafür aufkommen – und zwar in unbegrenzter Höhe. Darum ist eine Haftpflichtversicherung in jedem Lebensabschnitt unverzichtbar. Die Versicherung zahlt alle Schäden, die jemand fahrlässig oder grob fahrlässig verursacht, bis zu der im Vertrag vereinbarten Summe. „Es lohnt sich, regelmäßig zu prüfen, ob es günstigere und bessere Haftpflichtversicherungsverträge gibt“, sagt Simone Weidner von der Stiftung Warentest. Neue Tarife seien manchmal günstiger und leistungsstärker als ältere Policen. Senioren sollten darauf achten, dass die Police Deliktunfähigkeit beinhaltet. Dann zahlt der Versicherer oft auch für Schäden, die durch Demenz verursacht wurden.

■ Krankenversicherungen: Eine Krankenversicherung müssen alle haben. Doch auch hier sollten Senioren den Preis im Auge behalten. „Privat Krankenversicherte, die unter stark steigenden Prämien zu leiden haben, können einen Tarifwechsel innerhalb der Gesellschaft in Erwägung ziehen“, sagt Julia Alice Böhne vom Bund der Versicherten (BdV). Hierdurch lasse sich unter Umständen der Beitrag reduzieren. Vorsicht: Bei leistungsschwachen Tarifen drohen hohe Eigenleistungen. Daher sei es bei einem Wechsel vor allem wichtig, einen Tarif mit einem bedarfsgerechten Leistungsniveau zu wählen. Für gesetzlich Versicherte können sich eventuell Zusatzversicherungen lohnen, zum Beispiel für Wahlleistungen im Krankenhaus. Aber Achtung: „Wer bereits Vorerkrankungen hat, erhält möglicherweise keinen Vertrag mehr“, sagt Weidner. Und auch hier müssen Kunden mit steigenden Versicherungsbeträgen rechnen.

■ Auslandsreisekrankenversicherung: Für Reisen ist eine Auslandsreisekrankenpolice ratsam. „Die gesetzlichen Krankenkassen tragen die Behandlungskosten im Ausland oft nur zum Teil oder gar nicht“, sagt Andreas Gernt von der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Das Risiko, am Urlaubsort krank zu werden, steigt mit zunehmendem Alter. Und für einen medizinisch notwendigen oder besser medizinisch sinnvollen Krankenrücktransport in die Heimat, der leicht einen fünfstelligen Betrag kosten kann, kommen die Krankenkassen nicht auf. „Wer öfter ins Ausland verreist, schließt am besten eine günstige Jahrespolice ab, Langzeiturlauber eine Langzeitpolice“, sagt Gernt. Die Angebote der Versicherungen zu vergleichen lohnt sich. Manche Versicherer erhöhen den Beitrag bereits ab 50 Jahren. Andere sehen einen Zuschlag erst ab 70 Jahren vor.

■ Pflegezusatzversicherung: Immer mehr Menschen müssen gepflegt werden. Das verursacht enorme Kosten. Die gesetzlichen Leistungen reichen selbst bei geringem Bedarf kaum aus, um die Kosten zu decken. Eine Pflegeversicherung ist daher grundsätzlich sinnvoll.

Man sollte sie allerdings so früh wie möglich abschließen. Je älter der Versicherungsnehmer bei Vertragsabschluss ist, desto mehr zahlt er für den Vertrag. Wichtig ist auch das Leistungsspektrum: „Eine private Pflegezusatzversicherung sollte bereits Leistungen ab Pflegegrad  1 und bei häuslicher Pflege vorsehen“, sagt Julia Alice Böhne vom Bund der Versicherten.

Quellenangabe: Zossener Rundschau vom 26.05.2020, Seite 5